Die Zeit und der Raum „dazwischen“ …
das eine (das „Alte“) ist schon fast verlassen, das zukünftige (das „Neue“) ist noch nicht betreten. Schwellenzeit — die Zeit und der Raum im Übergang.
Vielen von uns dämmert mehr und mehr, dass „nach der Coronazeit“ kaum etwas so sein wird wie vorher. Überhaupt, dieses Wort: „nach der Coronazeit“ — die Frage stellt sich ja, wann dieses „danach“ eigentlich eingetreten sein wird? „Abstandsregeln“ und „Maskenpflicht“ — vor zwei Monaten hätte das jeder von das als Groteske angesehen — wann wird das wieder abgeschafft sein? „Wir müssen mit dem Virus leben“ sagte mal jemand, in dem Wust der Online-Wortmeldungen fiel mir das zufällig ins Auge; und ich fragte mich: bedeutet das, dass wir uns auf Jahre 2 m Distanz angewöhnen werden müssen?
Oder noch länger?
Was wird das mit unseren Familien und Gemeinschaften gemacht haben, wenn „es vorbei ist“?
Wann genau ist „geheilt“ und „gesund“?
Selbst im persönlichen Erleben von Krankheit gibt es da ja diese unklaren Übergänge.
Und nicht selten behält man von einer überstandenen Krankheit „etwas zurück“…
Also: Die Jahresplanungen von und für 2020 sind erstmal abgesagt.
Und dann?
Schwellenzeit — die Zeit und der Raum im Übergang … ist jetzt.
Dämmerungszeit — und umstritten ist:
sehen wir jetzt die „goldene Stunde“ vor dem endgültigen Einbruch der Nacht oder ist es das Morgengrauen vor dem Anbruch eines neuen Tages?
Die Sichtweise bzw. Einschätzung entscheidet über Angst und Zuversicht.
Was kannst du sehen?
Was willst du sehen?
Was „trägt“ in Übergangszeiten?
Vor 75 Jahren etwa um diese Zeit ging der Krieg zu Ende, den wir als „zweiten Weltkrieg“ kennen.
Manche nannten diese End-Zeit die „Stunde Null“.
Eine Übergangszeit: Für die einen war es das große, böse Finale vor dem Untergang, für wenige die große Hoffnung auf Befreiung. Wahrscheinlich wollten die meisten nur, dass „es einfach vorbei“ ist.
Einer derer, die jederzeit Hoffnung verbreitete, war Dietrich Bonhoeffer.
Er wurde noch in den letzten Kriegstagen hingerichtet. So tragen fast alle seine Gedanken ein bisschen den Charakter Unvollendeten, Angerissenen in sich.
Aber es sind eben auch Worte, die mitten „im Ernstfall der Geschichte“ entstanden sind und, die vielleicht eben deshalb ihre Hoffnungs-Kraft über Jahrzehnte nicht verloren haben.
Eines dieser Worte ist dieses hier:
„Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagen,
nicht im Möglichen schweben, das Wirkliche tapfer ergreifen,
nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit.
Tritt aus ängstlichem Zögern heraus in den Sturm des Geschehens,
nur von Gottes Gebot und deinem Glauben getragen,
und die Freiheit wird deinen Geist jauchzend empfangen.“ [1]
Die Sichtweise bzw. Einschätzung entscheidet über Angst und Zuversicht.
Wie geht es uns in dieser „Coronazeit“?
Und wie schauen wir in die Zukunft?
Und wieder gilt:
Es hilft, dem eigenen Glauben an Gott zu trauen.
[1] DIETRICH BONHOEFFER: Ethik, München 91981, S.5: „Stationen auf dem Wege zur Freiheit“ / Tat