Gottesdienst beim Steller Schützenfest 2024 – ein gelungenes Experiment

Sie traut sich etwas, unsere junge Pastorin Raphaela Gerlach. Schon in ihrer Vikariats-Zeit, als Corona den Kirchbesuch erschwerte, besuchte sie die dortigen Schützen auf ihrem Schießstand, hielt eine Andacht. Und sie saß auf dem Trecker und rodete mit den Landwirten Kartoffeln auf dem Acker. Ihr betreuender Pastor runzelte die Stirn. Aber als Corona es wieder zuließ, saßen zum ersten Mal wieder Schützen und Landwirte bei ihr in den Kirchenbänken.

So lag es nicht fern, dass Pastorin Gerlach zum Auftakt des Steller Schützenfestes am 19. August ihre Gemeinde St. Michael und die Schützen ins Schützenzelt zum Gottesdienst einlud. Eine große Schar kam bei Regenwetter auf den Festplatz. Es war eine schon sehr merkwürdige Kirmesumgebung: Karussell, Buden und der Posaunenchor im leergeräumten Autoscooter. Im Zelt die Besucher auf Bierzeltbänken, der Altar sehr schlicht als Tisch mit dem Kreuz und einem Blumenstrauß.

So unwirklich die Umgebung wirkte, Jesus war auch da, mitten unter uns, und wir feierten Gottesdienst, mit allem was dazu gehört. Ich singe dir mit Herz und Mund war das erste gemeinsam gesungene Lied, begleitet vom Posaunenchor unter Leitung von Landesposaunenwart Lennart Rübke.

Nach Lesung des Psalmes 147 im Wechsel und Gebeten, weiteren Liedern, Evangelien-Lesung und dem Glaubensbekenntnis ging es in der Predigt um Ziele: Zunächst um die Schützenscheibe. Lachend berichtete Pastorin Gerlach, dass sie am Vortag auch einmal draufhalten durfte und prompt auf die 10 ins Schwarze getroffen hatte. Sie zollte den Schützen Respekt, kam doch das Wort Schützen vom Wort Schutz. Und im Kern ging es um die Weisungen Gottes für ein gelingendes Leben im Miteinander, überliefert u. a. in den Geboten: Allein Gott gebührt die Ehre, der uns sündigen Menschen seine Liebe schenkt und uns durch Jesus Christus Gnade erweist und vergibt, wenn wir uns bekennen. Unsere Dankbarkeit in Form von Nächstenliebe an unsere Mitmenschen weiterzugeben, ist unsere Aufgabe, aus Dankbarkeit für diese Gnade. Sie führt zum Gelingen.

So war es ein beeindruckender Gottesdienst in ungewohnter Umgebung. Ein Zeichen, dass Kirche nicht abweisend und um sich selbst kreisend ist, sondern auch offen und zugewandt dorthin geht, wo die Menschen sind.